Mai-Wanderung zum Thema
Die NaturFreunde Weinstadt erläuterten bei einer öffentlichen Wanderung am 5. Mai 2019 durch die Talaue zwischen Großheppach und Beinstein
bei wechselhaftem, zuletzt dann doch sonnigen Wetter mögliche Projekte der Nutzung unseres kostenlosen Bodenschatzes Mineral- und Thermalwasser, sowie der Erdwärme vor Ort. Die NaturFreunde wollen, dass den örtlichen Bodenschätzen endlich die gebührende öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird.
Der Treffpunkt mit war beim Bildungszentrum, einem Standortvorschlag für das geplante Sporthallenbad mit Nutzung von Erdwärme für das Bad sowie zusätzlicher Nahwärmeversorgung.
Der Badesee, also ein Naturbad mit Sandstrand, könnte durch Nutzung des oberflächennahen Mineral- und Grundwassers umweltbewusst und kostengünstig auf den Großheppacher Seewiesen entstehen. Von dort führte die Wanderung die vielen Interessierten entlang den Gartenschauprojekten.
Unterwegs erfuhren die Wanderer mehr über die Nutzung von Erdwärme für eine Nahwärmeversorgung, zum Beispiel für die Planung Blattareal, für Private und für Gewerbe und über die Geologie und Tektonik (Bewegungen im Erdinnern) sowie die Landschaft (Morphologie) entlang des Remstalgrabenbruches.
Dieser steht insbesondere im Zusammenhang mit der geologisch-tektonischen Schnittstelle am Übergang Muschelkalk / Keuper bei der Bruchkante mit dem Aufschluss des Steinbruchs Schwegler am Beutelstein.
Schließlich ging es an der Rems entlang über den neuen Fuß- und Radweg bis zur „Endersbacher Mineralquelle“, die gleichzeitig Alternativstandort für das Naturbad sein könnte.
Was viele nicht wissen und die Stadt noch nicht nutzt
Die Markung von Weinstadt umfaßt eines der größten flächenhaft vorkommenden Mineral- und Thermalwasservorkommen im Südwesten. Zwischen Waiblingen und Großheppach besteht der deutlich sichtbare Remstalgrabenbruch mit Sprunghöhen bis zu 40 m.
Dort sind wasserdurchlässige gegen wasserundurchlässige Schichten so gestellt, dass entlang der Abschiebungen Mineralwasser des Lettenkeupers mit 16 und 17 °C artesisch gespannt ist und ins Grundwasser domartig hochsteigt. Vor der Remsbegradigung, 1936/38, gab es noch natürliche Quellaustritte, so beim Quellenweg im Trappeler die „Endersbacher Mineralquelle“, die heute gefasst ist, unter einem Schachtdeckel schlummert und neuerdings samt Gelände wieder der Stadt gehört.
Innerhalb der letzten 100 Millionen Jahre wurden als Folge der Alpenauffaltung die einst waagrecht abgelagerten Sedimente in unserer Gegend so gekippt, dass ein Schichtengefälle von 1 Grad nach SO entstand. Daher erreicht das versickernde Oberflächenwasser des Gäus und des Schmidener Felds die wasserführenden Sedimentschichten sogar verschiedener Wasserstockwerke bis hinunter zum Grundgebirge. Aufgrund der Schichtenneigung staut sich das mineralisierte Wasser zu Aquiferen und steigt artesisch gespannt nach oben oder, wenn es abgedeckelt ist, kann es erbohrt werden. Je tiefer die Bohrung angesetzt wird, desto heißer wird es, alle 100 m um etwa 4 – 5 °C Temperaturanstieg. Bei 500 m Tiefe werden etwa 42 °C erreicht.
Innerhalb der ca. zwei Kilometer breiten Zone des Remstalgrabens mit seinem „Verwerfungs-Schwarm“ gibt es außerdem keine Gipskeuper-Problematik im Bereich von Lettenkeuper und Muschelkalk.
Sowohl das oberflächennahe Mineralwasser, als auch das Thermalwasser als auch die Erdwärme sollten daher kurz- und mittelfristig unter Mitwirkung der Stadt für die Öffentlichkeit und Private genutzt werden können, um so die Prosperität in unserer Stadt zu fördern.